Eine latente (versteckte) Klippe

Wissen Sie, was latente Steuern sind? Das klingt geheimnisvoll, obwohl es sich nicht um eine Erfindung des Käpt’n KonBär handelt. Ob es die latenten Steuern im kommunalen Gesamtabschluss wirklich gibt, ist umstritten. Auf den Seekarten aus Nordrhein-Westfalen beispielsweise ist die Klippe „latente Steuern“ überhaupt nicht verzeichnet.

Der Käpt’n meint, latente Steuern seien die Steuern, die man als normaler Seebär so gar nicht bemerkt. Die Steuer auf den Rum beispielsweise. Nein, das ist es nicht.

Wir fangen ganz einfach an: Normalerweise zahlen Betriebe ihre Steuern – es geht um die Körperschaftssteuer und betrifft in unserem Konzern beispielsweise die Stadtwerke – aus den laufenden Jahresüberschüssen. Jetzt gibt es aber Situationen, in denen der Betrieb mehr oder weniger Steuern zahlen muss als es seinen laufenden Jahresüberschüssen entspricht.

Warum? Es gibt zwei Gründe:

  • Der Betrieb hat einen Verlust zu verbuchen. Da sich das Finanzamt zwar an den Gewinnen, nicht aber an den Verlusten beteiligt, gibt es im Verlust-Jahr keine Steuern zurück.
    Dafür werden die Verluste steuerlich auf die Folgejahre vorgetragen. Der Betrieb zahlt also in den Folgejahren weniger Steuern, als es seinen laufenden Jahresüberschüssen entspricht.
  • In der Buchhaltung des Betriebs geschehen Dinge, die aus steuerlicher Sicht nicht geschehen dürften. Nein, nichts illegales. Beispielsweise aktiviert der Betrieb ein selbst geschaffenes immaterielles Wirtschaftsgut, was er unter steuer­lichen Gesichtspunkten nicht darf.
    Im laufenden Jahr erhöht sich durch die Aktivierung der Jahresüberschuss – die Steuern ändern sich aber nicht. Gut.
    In den folgenden Jahren vermindert sich der Jahresüberschuss durch die Abschreibungen auf das aktivierte Wirtschaftsgut. Aus steuerlicher Sicht vermindert er sich jedoch nicht (denn steuerlich wurde ja gar nichts aktiviert). Die Folge: Der Betrieb zahlt mehr Steuern, als es seinem laufenden Jahresüberschuss entspricht.

Für die zukünftigen Steuermehrzahlungen bildet der Betrieb in der Bilanz eine Art Rückstellung, die es als „passive” latente Steuern bucht. Für die zukünftigen Steuerminderzahlungen gibt es in der Bilanz einen Guthabenposten als „aktive” latente Steuern.

Jetzt wissen wir ja, dass wir die Bilanz des Betriebs an unsere kommunalen Verhältnisse anpassen. Hierdurch kann sich der (fiktive) Gewinn des Betriebs anders darstellen als in seinem Jahresabschluss. Die Differenz zwischen dem ausgewiesenen Jahresüberschuss und dem steuerlichen Jahresüberschuss kann eine andere sein als die im Jahresabschluss ohnehin schon berücksichtigte.

Hieraus ent­stehen für die Zukunft erhöhte oder verminderte Steuer­mehr- oder Minderzahlungen und damit im Gesamtabschluss erhöhte oder verminderte aktive oder passive latente Steuern (… alles klar?).

Aber diese im Gesamtabschluss zusätzlich ausgewiesenen latenten Steuern sind – anders als die in den Jahresabschlüssen enthaltenen – natürlich rein fiktiv.

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