An der Datumsgrenze

Unser Schiff steuert auf den 180. Längengrad zu. Gleich überqueren wir von Westen aus die Datumsgrenze. Sobald wir die östliche Seite erreicht haben, sind wir um einen Tag in die Vergangenheit zurück versetzt. Faszinierend, nicht wahr?

Genauso faszinierend ist der Moment, in dem der Konzern entsteht. Aber wann und wie entsteht eigentlich unser Konzern? Nun, die Stadtwerke wurden 1953 gegründet, das Seniorenheim 1962, der Abwasserbetrieb war bis 2004 Amt der Kommune und wurde dann als Eigenbetrieb etabliert.

Aber egal. Unser Kommunaler Konzern entsteht „per Gesetz“, und zwar in Nordrhein-Westfalen am 1.1.2010, in Niedersachsen am 1.1.2012, in Brandenburg am 1.1.2013 usw.

Die Wirtschaftswissenschaftler sprechen von der „Erwerbsfiktion“: Zu Beginn des Konzerns tun wir so, als würde die Konzernmutter (die Kommune) die Betriebe kaufen. Und zwar genau am 1. Januar um 0 Uhr in der Mitternachts-Sekunde. Im Vorjahr am 31. Dezember um 24 Uhr (zum Zeitpunkt der Schlussbilanz des alten Jahres) ist der Betrieb noch nicht Teil des Konzerns und am 1. Januar um 0 Uhr (zur Eröffnungsbilanz des neuen Jahres) gehört er dazu.

Auch wenn sich nachträglich in der Struktur des Konzerns etwas ändert (Eigentumsanteile werden veräußert oder erworben, Betriebe werden verschmolzen, neue Konzernbetriebe entstehen…) tun wir immer so, als würde dies in der ersten Sekunde des betreffenden Jahres passieren – gleichgültig ob es „in Wirklichkeit“ am 13. Januar, am 7. März oder am 24. Dezember geschieht.

Das ist also eine Eigenart der Konzernrechnung: Die Schlussbilanz des alten Jahres ist nicht identisch mit der Eröffnungsbilanz des neuen Jahres. Der Unterschied zwischen beiden stellt die Veränderungen des Konzerns dar.

Und zu Beginn des Konzerns haben wir es genau betrachtet nur mit einer besonders gewaltigen Veränderung zu tun – mehr nicht.

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